Noch mehr Info-Bedarf ?!

Bei strahlendem Sonnenschein fand am Sonntag Nachmittag ab 17 Uhr eine von rund 50 Quarnbeker/Innen (darunter knapp 10 Gemeindevertreter/Innen) besuchte Veranstaltung zum Thema "Neuer Windpark in Quarnbek" statt. Die Bewertung der Umwelt- und Naturschutzbelange, die Anlagenhöhe, der Unterschied in der Bauleitplanung 2015 und 2021 und grundlegende Herausforderungen der Energiewende wurden besprochen.

Corona-konform organisiert und moderiert wurde das Treffen am Sportheim und auf dem Sportplatz von Frau Langer und Herrn Kruse von der Initiative "Quarnbekerwind".

Für die Beantwortung der Bürgerfragen stand Herr Freese von der Fa. Denker&Wulf zur Verfügung.

Der erste Fragen-Schwerpunkt drehte sich vor allem um Natur- und Artenschutz-Aspekte insbesondere bezüglich der nördlichsten Mühle, die nach Plan nahe an der Melsdorfer Au stehen dürfte.

 

Der Hinweis von Herrn Freese, dass vor der Erteiligung einer Baugenehmigung selbstverständlich, wie gesetzlich vorgesehen, umfangreiche Gutachten zur vorhandenen Vogel-Population erstellt würden, stellte die kritischen Bürger/Innen erwartungsgemäß nicht zufrieden. Dass im späteren Verlauf der Diskussion die gesamte Natur- und Artenschutzrechtliche Begutachtung in Zweifel gezogen wurde, "weil ja die Vorhabenträger sie bezahlen " (und sie damit nach Ansicht einiger Zuschauer ohne Zweifel beeinflussen würden) löste schon Verwunderung aus. Auf die Frage, wer sie denn sonst bezahlen solle, kam ein "Na, irgendwie alle". Da besteht doch noch reichlich Informations-Bedarf.

Nächster und auch schon "Knackpunkt" der Diskussion: Die Höhen der geplanten Anlagen. Nachdem Herr Freese seine im Präsentations-Video getroffene Aussage über mögliche 250 Meter Anlagenhöhe an einem Standort auf 240 Meter "herunterkorrigiert" hatte, löste bei den Grünen Gemeindevertretern und auch bei Herrn Freese die "Ansage" von Herrn Kruse, daß "240 Meter rechnerisch überhaupt nicht möglich wären", Erstaunen aus. Der Widerspruch von Herrn Freese wurde von Herrn Kruse mit einem "Herr Freese habe sich da eben verrechnet und er könne das auch nachweisen" kommentiert. Der Nachweis steht noch aus, nach Berechnungen von Denker&Wulf (die das wirklich nicht zum ersten Mal machen) sind theoretisch Anlagen von bis zu 240 Meter Höhe möglich. Wenn auch nicht gewollt.

Es wurde aus dem Publikum nochmals an das 2015 gegebene "Versprechen" erinnert, drei Anlagen seien genug für Quarnbek. Es wurde im selben Zusammenhang von Herrn Freese ebenfalls zum xten Mal erläutert, dass sich die Lage und die Umstände aufgrund der Landes-Gesetzgebung seitdem grundlegend geändert haben.

 

Auf die Frage, warum man denn nicht Anlagen mit 150 Metern Höhe errichten könne - am Besten nur südlich der Meldsdorfer Au - sagte Herr Freese sehr klar, daß man angesichts der erheblich höheren zu erwartenden Erträge jetzt mit 200 Metern plane und von dieser Planung auch nicht abweichen wolle und werde. Ein wirtschaftlich rentables Arbeiten der Anlagen ist auch angesichts der im Vergleich zu 2016 gesunkenen Vergütungen und erhöhten Anforderungen mit 150 Meter hohen Anlagen heutzutage nur noch schwerlich möglich. Das Argument, dass auch die Gemeinde und die Bürger/Innen von dem Mehr-Ertrag in den Punkten Gewerbesteuer, Bürgermühle und freiwillig gezahlter Vergütung nach § 36K EEG2021 etwas hätten, fand beim Publikum erwartungsgemäß keinen Beifall.

 

Im Gegenteil - die Diskussion schwenkte um in Richtung Grundsatz-Debatte über die Energiewende, EEG-Umlagen, "warum nicht Solar- statt Windenergie", "die Anlagen sind sowieso immer abgeschaltet und wir bezahlen es" und "lasst uns 10 Jahre warten, bis die Leitungen fertig sind".

Der Auftritt von Herrn Böttcher aus Bredenbek, einem der Mit-Initiatoren der dortigen Windkraft-Kritiker, wurde mit Beifall bedacht. Zur Lösung der dann aufkommenden Fragestellung "Wer entscheidet eigentlich für die Gemeinde?" (Anmerkung: Die gewählte Gemeindevertretung) trug sein Vortrag eher nicht bei.

 

Nachdem die Diskussion dann immer weniger sachlich wurde und sich eher auf die persönliche Ebene verlagerte (persönliche Betroffenheiten durch die Windkraft-Anlagen, wer hat wann was gesagt, wer repräsentiert den Bürgerwillen - oder auch nicht), endete die Veranstaltung dann gegen 18.30 Uhr.

Es wurde einiger "Dampf abgelassen", sicherlich .... ob jemand sehr viel klüger geworden ist .... wir wissen es nicht. 

Der angestrebte Städtebauliche Vertrag wird nach Durchsicht durch die Rechtsvertretung der Gemeinde am 10.06.2021 im Bau-Ausschuss im öffentlichen Teil diskutiert werden.

 

Die Gemeinde wird, mit Unterstützung der Vorhabenträger, am 15.06.2021 eine Informations-Veranstaltung unter freiem Himmel bzw. im Zelt auf dem Sportplatz abhalten, bei der dann hoffentlich alle noch offen stehenden Fragen beantwortet werden können.

Auch wir Grünen Gemeindevertreter werden anwesend sein und die Motivation für unsere Entscheidungen in der Gemeindevertretung gerne nochmals erläutern.

Für die Fraktion Bündnis90/Die Grünen in Quarnbek

Johann Schirren