Stress im Kindergarten

In diesem Frühjahr spitzte sich die Betreuungssituation im Strohbrücker Kindergarten zu: Die besonders hartnäckige Krankheitswelle haben Erzieherinnen, die Kinder und vermutlich auch die Eltern besonders belastet.

„Alle Mitarbeiterinnen haben Mehrarbeitsstunden gemacht, mussten ständig Gruppenwechsel in Kauf nehmen und auf freie Tage verzichten, um den Betrieb aufrecht zu erhalten. Dies ist nicht nur einmal passiert, sondern seit Mitte Januar ständig der Fall.“ informierte die KiTa-Leiterin Silke Borkowski-Dörre Anfang April die Eltern. Und kündigte eine Woche Notdienst und eine Woche Schließung in der Karwoche an. Nach weiteren Gesprächen wurden daraus neun Tage „Notdienst“ vom 8. bis zum 18. April mit einer Notgruppe für 20 Elementarkinder (3-6 Jahre) und beide Krippengruppen mit jeweils 5 Kindern.

Krankheitsbedingte kurzfristige Infos erschwerten den Eltern die Planbarkeit und Verlässlichkeit. Einige befürchteten Schwierigkeiten mit ihren Arbeitsgebern, da die Kinder nicht wie gewohnt gut versorgt waren.

Die Erzieherinnen waren an den Grenzen der Belastbarkeit, weil erkrankte Kolleginnen ersetzt werden mussten, kranke Kinder mehr Aufmerksamkeit brauchten.

Die KiTa-Leitung hatte vor lauter Ausfallmanagement kaum Zeit und Kraft für andere Leitungsaufgaben und umfassende Informationen.

Die Gemeinde hat in den vergangenen zwanzig Jahren vor allem die Kostendiskussion geführt und dabei die Qualitätsdiskussion nachrangig behandelt. Durch steigende Landeszuschüsse, sparsame Haushaltsführung und stetiges Intervenieren des Kindergartens ist das in den letzten Jahren etwas besser geworden.

Ziel aller Engagierten ist es, störungsfreie gute Arbeit im Kindergarten zum Wohle der Kinder sicherzustellen. Das bedeutet nach Kindertagesstättengesetz, die anvertrauten Kinder gut zu betreuen, zu erziehen und zu bilden. „Dabei ist die Entwicklung des Kindes zu einer eigenverantwortlichen und gemeinschaftsfähigen Persönlichkeit zu unterstützen und das leibliche, seelische und geistige Wohl des Kindes zu fördern.“ fordert der Gesetzestext.

Das war im April 2019 nicht mehr gesichert, deshalb kam es zu den kurzfristigen Schließungsankündigungen und Notmaßnahmen.

Für die Diskussion ist es hilfreich, die kurzfristigen Alarmsignale von langfristigen Lösungen zu trennen. Belastungsanzeigen einiger Erzieherinnen und Gebührenrückforderungen einiger Eltern sind in Bearbeitung; die Gemeinde hat eine Erstattung mit Verweis auf die gültige Gebührensatzung abgelehnt.

Für die folgenden Diskussionen wollen die Quarnbeker Grünen bei der Ursachenanalyse mitarbeiten, um eine Wiederholung der Situation im nächsten Winter zu vermeiden oder zu mindestens für möglichst alle Beteiligten besser planbar zu machen.

Einige Gedankenansätze:

  • Die Gemeinde könnte versuchen Erzieher*innen „auf Vorrat“ einzustellen, die Kosten müssten sich Eltern und Gemeinde teilen.
  • Die Gebührensatzung könnte angepasst werden; das löst zwar keine Betreuungsprobleme, beruhigt aber vielleicht die Eltern, denen es vorrangig um das Geld geht.
  • Eltern könnten sich vorbeugend besser verbinden, um im Krankheitsfall von Kindern oder Erzieherinnen eine schnelle private Lösung zu finden.
  • Die Gemeinde könnte sich wieder an der Kindertagespflegevermittlung der Diakonie in der Hoffnung beteiligen, dass diese dann auch kurzfristige Lösungen anbieten kann.
  • Trotz Aushängen im Kindergarten, „Tür-und-Angel-Gesprächen“ und WhatsApp-Gruppen muss offensichtlich der Informationsfluss auf den Prüfstand.

Die Zeit bis zur nächsten Grippewelle ist kurz. Wir sollten sie gemeinsam mit allen Gutwilligen nutzen, um für die dann zu erwartenden Belastungen besser gerüstet zu sein.