Antwort auf einen Leserbrief in der KN

Strohbrück, 16. Mai 2018

Glöövs‘t dat ja nich‘ …

 

Strohbrück, den 16. Mai 18

Antwort auf einen Leserbrief in der KN Anfang Mai 18 …

 


Da weer Een, de schreef‘ in‘t Blatt, dat schull Lüüd geeven, de nich‘ wüssen, wat de geele Farv, de daar mit‘n Mal in‘t Fröhjaahr op den Acker opkamen dä – wat dat woll to bedüüd‘n harr.

Da schrieb Jemand aus dem Dorf, der sich darüber wunderte, welche Reaktion die plötzliche Gelbfärbung des Ackers am Sturenberg hervorgerufen hatte – da wäre wohl Aufklärung nötig.


Un‘ he klaar‘ op: Dat is de Farvwessel, de den Buurn klarmaaken deit: nu is‘ Tied, den Slag mit de Egg‘ antogaan. Un‘ de geele Farv, dat is‘n ganz vigelienschen Kram – kümmt uut Amerika oder China. Wenn de eersten gröön‘ Spitzen vunn‘t Unkruut na den Winter ruutkaam‘t op den Slag, denn meld‘ de Eersthölper-Farv den Buurn: nu kanns‘t eggen und darnaa sei‘n. Und du spoors‘ dat Plöögen. Bruuks‘ nich‘ mit den grooten Schlepper op dat Land und spoors‘ örndli Sprit. Wat daar an verkeert ween schull, dat wüss‘ Buur Poch nu gar nich‘.

Un‘ wenn denn doch … de Lüüd wüssen ja ook, dat de Sünn gefährli weer föör uns Huut, und güng‘ doch mit lichte Kledaasch buuten spazeer‘n. Oder: se müss‘n daarmit klaarkam‘, dat dat Kalium in de Eer wat Gefährlichs avsondern dee.

Und: se wüssen vunn den bruun‘ Stoff uut de Sahara, de beet no uns henn vunn den Wind puus‘t warr‘t.

Und nich‘ to vergeeten, de Dunst in uns Luft vunn de Benziners und de Diesels. Glööv man nich‘, daar givv dat mennigmal ook in‘t Huus giftigen Kram. Denk doch mal an‘n Fleckentferner oder Pinselreiniger … So kunns‘t bi blieven.

Und daar reeg‘ de Lüüd sick op, wenn dat Feld mit‘n Mal geel ward. Dat mutt so ween, is‘ doch in de Farv een Stoff, de jedes Gröön in de Eer beet in‘ de Wuddeln kaputtmaken deit. Und dat weest du doch, een gröönen Stengel ward geel, wenn he afstarven deit. Wat reegst di op?

All den lütten Kruupkram in de Eer, wat ook mit een Opwaschen kaputtmaakt ward, dat help nich‘ bi‘t Wassen vunn‘t Nutzkruut. Un‘ dat bring‘t den Buurn sien Uutkamen. He mutt ja seen, wo he avblivv.

Un‘ wenn daar Lüüd sünd, de vertellt, dat dat Unkruut naa‘n paar Johr mit de geele Farv sick an‘ gewööhnt hett, denn muss‘t dat nich‘ fuurts glööb‘n.

Un‘ wenn daar‘n Buur in Dänemark mark‘t hett, datt den Erdrag vunn‘t Feld dörch de geele Farv vunn Johr to Johr weniger ward, denn is‘ dat‘n sünner komischen Kram.

Un‘ wenn daar Lüüd vertellt, dat daar Hölpers över de Johrn Kreev‘ kreegen heww‘, dat kümmt tomeist‘ vunn de Gene.

Un‘ wenn daar doch vunn Johr to Johr mehr Lüüd üm uns herüm veele Saaken nich mehr verdreegen künnt und sick de eegen Huut rebellisch verännern deit, denn heww‘ se toveel Stress ...

Lüüd - de Buur kennt sick uut, he sprütt de Mischung sporsam mit Geföhl op‘ den Acker. He mutt sien Geld verdeen‘. Laat em man maaken – sunnst heww‘ wi keen mehr, de uns in‘t Fröjohr dat Gröön bringt. Un‘ wenn‘t denn gröön is, pass he op, dat dat nich‘ to bunt ward ...

J. Gehl

Der Farbwechsel wäre das Zeichen für den Landwirt: es ist Zeit, den Acker nun mit der Egge anzugehen. Die Gelbfärbung, na, das ist eine komplizierte Abfolge in den grünen Pflanzen infolge des versprühten Mittels, das als epochale Erfindung gilt – das entweder aus den USA oder aus China kommt. (So ganz neu scheint die Erfindung nicht zu sein. Wir erinnern uns an das vom US-Militär im Vietnamkrieg versprühte Entlaubungsmittel Agent Orange, dessen Grundwirkstoff in Deutschland entwickelt wurde.)

Wenn nach dem Winter die ersten grünen Spitzen der Reste von Unkräutern auf dem Acker hervorkommen, dann meldet diese Ersthelfer-Farbe dem Landwirt: jetzt kannst du die Aussaat vorbereiten. Vorteil: du brauchst nicht zu pflügen. Der Einsatz eines großen Schleppers ist nicht erforderlich – das spart viel Sprit und Kosten.

Was denn nun daran so verkehrt sei, das konnte der Briefeschreiber gar nicht verstehen.

Und wenn auch diese Erklärung nicht reichen sollte: Die Leute nehmen doch sonst auch so Manches hin. Sie wissen z.B. von der gefährlichen UV-Strahlung der Sonne, doch sie gehen trotzdem leicht bekleidet nach draußen. Oder: das im Boden befindliche Element Kalium 40 sondert leicht radioaktive Strahlung ab – kommen wir nicht dran vorbei. Und dann: der braune Saharasand, der bis zu uns in den Norden geweht wird … Wenn wir einmal dabei sind … der giftige Dunst der Benziner und Diesel, der auf Dauer zu Erkrankungen führt. Manches Mal kommen wir auch im Haushalt nicht an giftigen Stoffen vorbei, etwa Fleckentferner, Pinsel- oder Backofenreiniger. Da gäbe es so manch anderes Mittel noch …

Und da regen sich die Leute auf, wenn sich der Acker plötzlich gelb färbt. Das muss so sein, bewirkt doch der Wirkstoff in dem Pflanzenvernichtungsmittel mit Glyphosat ein Absterben der Pflanze bis in die Wurzeln. Und: ein absterbender grüner Stengel verfärbt sich mal gelb. Was soll die Aufregung?

Der Boden nimmt den Stoff auf und auch das Kleintier-Ambiente verändert sich. Ein großer Teil davon stirbt auch ab in der Umgebung der Wurzeln. Na, das hält die neue Saat nicht davon ab, zu wachsen. Und die ist es, die der Landwirt mit gutem Ertrag braucht. Er muss ja sehen, wie er klarkommt …

Und wenn aus Dänemark berichtet wird, dass der Ernteertrag bei Sommergetreide pro ha sinkt nach der mehrjährigen Behandlung des Bodens mit Glyphosat, dann ist das wohl ein Sonderfall.

Und wenn in einem Bericht aus Südamerika betroffene Landarbeiter von Krebserkrankungen erzählen, waren diese Leute wohl bereits vorher durch eine Erkrankung geschädigt.

Und bei der Zunahme der Allergien im Lande – wenn die Anzahl der Leute steigt, die viele Sachen nicht mehr unbesehen essen können und die Haut rebellisch reagiert – dann kann man davon ausgehen, dass solche Leute mit zu viel Stress leben in ihrem Alltag.

 

Um den Tenor in dem Leserbrief auch am Schluss aufzunehmen, muss man wohl sagen:

Leute, der Landwirt kennt sich aus in seinem Metier, der hat ein gutes Gefühl für das Mittel und die Menge, er macht schon das Richtige.

Lasst ihn mal machen – sonst ist bald Keiner mehr da, der uns im Frühjahr das Grün aufs Feld bringt. Und wenn es dann grün geworden ist, passt er auf, dass es nicht zu bunt wird!

J. Gehl